Der Demonstrator „Digital gefertigtes Ferienhaus - Digital House“ richtet sich an holzverarbeitende kleine und mittlere Unternehmen. Angesprochen sind vor allem Unternehmen von Tischler:innen, Zimmerleuten, Produktdesigner:innen, Architekt:innen und Ingenieur:innen, sowie Unternehmen für Tourismus und Freizeit in Mecklenburg-Vorpommern. In einer mehrstufigen Entwicklung wird das Demonstrationsobjekt zur Veranschaulichung und Schulungen dieser kleinen und mittleren Unternehmen bereitgestellt, um mögliche Potenziale im Bereich der Herstellung mittels digitaler Entwicklung, Planung und Fertigung sowie der Umsetzung von einfachen Bauwerken aufzuzeigen. Ferner werden beispielhaft die Prozessketten der digitalen Entwicklung und Produktion anhand des Demonstrationsobjektes erläutert.
Was können Sie ausprobieren?
Der Demonstrator „Digital House” zeigt die Umsetzung und prototypische Produktion eines Ferienhaus für Mecklenburg-Vorpommern unter Einsatz umfassender digitaler Technologien, sowohl in der Entwicklung und Fertigung als auch in der späteren Nutzung. In dem Demonstrationsobjekt werden digitale Produktionsmethoden eingesetzt, um ein variables und reduziertes Leichtbausystem zu gewährleisten. Nutzer:innen können selbst ohne den Einsatz aufwendiger Werkzeuge z.B. per App das System konfigurieren und errichteten. Durch Einsatz innovativer Materialbearbeitung und Nutzung nachhaltiger Baustoffe in Kombination mit einem anpassbaren Raumkonzept wird insbesondere versucht, die Anforderungen einer mobilen und vernetzten Gesellschaft zu erfüllen. Der Demonstrator vor Ort veranschaulichen diese digitalen Prozesse.
Vorteile der Problemlösung
- Flexibilität im Entwurf und der Fertigung
- Herstellung individueller und angepasster Produkte
- Niedrige Kosten (geringer Planungsaufwand und geringe Produktionskosten) für individuell hergestellte Produkte
- Eingang auf Wünsche, Vorlieben und Budget des Endkonsumenten
- Schnelle, arbeitsgeringe Arbeitsabläufe
- Planung der Kosten und Aufträge beim Endkonsumenten
Einsatzgebiete
- Fertigung (Schreiner, Tischler, Architekten)
- Tourismusbranche
Sonstiges
Das Digital House liegt in einem kleinen Wäldchen nahe dem Campus der Fakultät Gestaltung und des Fachbereichs für Architektur der Hochschule Wismar. Der kleine Hausprototyp mit einem steil nach Westen geneigten Pultdach misst 3,3m x 4,9m und ist 6,5m hoch. Die horizontale Lamellenfassade aus recyceltem Aluminiumblech legt sich um den einfachen Baukörper und wird nur von den Fenster- und Türöffnungen unterbrochen.
Das Ferienhaus basiert auf einem neu entwickelten Holzstecksystem aus 24mm Sperrholzplatten und kann von wenigen Personen innerhalb kurzer Zeit ohne Werkzeug und ohne zusätzliche Verbindungsmittel wie Schrauben oder Nägel aufgebaut werden. Grundlage der Holzkonstruktion ist ein Knotenpunkt, der - ähnlich eines Steckverschlusses - verbunden und auch wieder gelöst werden kann, so dass ein sortenreiner Rückbau (Recycling) oder eine Erweiterung problemlos möglich sind. Die Holzrippenkonstruktion wird innen mit Sperrholz und außen mit einer diffusionsoffenen Holzfaserplatte durch Stecken beplankt, verriegelt und so zusätzlich ausgesteift. Auch die Unterkonstruktion der Fassade wird per Hand aufgesteckt und gesichert. Das Haus ist mit natürlicher Holzfaser gedämmt.
Mit diesem integrativen Einsatz von computerbasierten und -gestützten Werkzeugen in der Entwicklung und Fabrikation verschwimmen die Grenzen zwischen den klassischen Bereichen Entwurf, Gestaltung und Fabrikation (Bau) zunehmend, und es kommt zu einer engen Verknüpfung der Prozesse. Digitale Werkzeuge bieten neue Möglichkeiten, komplexe Material-, Verarbeitungs- und Benutzerinformationen direkt in Entwicklungs- und Gestaltungsprozesse zu integrieren.
Das Digital House demonstriert diese Einflüsse digitaler Entwurfs- und Fertigungsmethoden auf die Produktion von Architektur und Raum. Durch präzise Vorfabrikation und den Einsatz integrierter Fügetechniken sowie vorab programmierter Bauteile können Bauprozesse vereinfacht und Kosten gesenkt werden. Das Bausystem kann für kleine, freistehende Architekturen, aber auch für Nachverdichtungen in Form von Erweiterungen oder Aufstockungen im urbanen Raum angewendet werden. Des Weiteren zeigt der Demonstrator, dass durch digitale Planung, effiziente Fertigung und den optimierten Einsatz von nachwachsenden und recycelten Materialien ein Beitrag zum klimagerechten Bauen geleistet werden kann. Konventionelle Entwurfsmethoden, Konstruktionsprinzipien und Abläufe werden neu gedacht und ermöglichen Innovationen für das Bauen und die Gestaltung von Architektur.